„Weidemilch, Bio-Milch, Heumilch – Durchblick für Verbraucher:innen?“

Stand:
Marktcheck zu Frischmilch aus Weidehaltung: Die Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern untersuchte eine Stichprobe von 23 Frischmilch-Produkten mit Angaben zur Weidehaltung, besonderer Fütterung oder Tierwohl auf der Verpackung.
Weidemilch Tetrapacks
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Die Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern untersuchte im Februar / März 2022 eine Stichprobe von 23 Frischmilch-Produkten. Dabei wurden alle Produkte ausgewählt, die eine Angabe zu Weide(-haltung), besonderer Fütterung (zum Beispiel „Heumilch“) oder Tierwohl auf der Verpackung trugen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Bei drei Produkten wurde Weidehaltung nicht garantiert. Aussagen zum Tierwohl reichen zur Einschätzung „Weide oder nicht“ also nicht aus.
  • Neun der 23 Produkte trug den Begriff „Weide“ im Produktnamen, auf vier Produkten wurde in Informationstexten auf die Weide verwiesen.
  • Bei sieben der 14 Bioprodukte wurde nicht auf Weidehaltung hingewiesen, sie ist aber im Regelwerk vorgeschrieben.
  • Die Aussagen zur Weidedauer reichten von unklaren Angaben (“viel Weidegang“) über 120 Tage für sechs Stunden bis zu mehr als 200 Tage für zwölf Stunden täglich.
  • Die Herkunft der Milch ist für Verbraucher:innen kaum nachzuvollziehen. Der Einkauf regionaler Milch wird dadurch erschwert.
  • Von einer „lückenlosen Rückverfolgbarkeit“ ist die Weidemilch noch weit entfernt.
  • 22 der 23 Produkte trugen ein bis fünf Siegel zur Haltung, Fütterung oder zum Tierwohl.
     

Warum ein Marktcheck?

Verbraucher:innen treffen im Handel auf eine Vielzahl an Frischmilch, auf der mit Weidehaltung geworben wird oder bei denen Hinweise auf Haltungsformen, Fütterung oder Tierwohl vermuten lassen, dass die Milchkühe auf der Weide standen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Begriff „Weide (-haltung“) gesetzlich gar nicht definiert ist. Eine Vielzahl an privatwirtschaftlichen Siegeln bedeutet, dass vor den Einkauf erst einmal recherchiert werden muss. 
Besonders bei Milch besteht der Wunsch nach regionalen Produkten. Da im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern Milchkühe auf der Weide nicht zum alltäglichen Bild zählen, stellt sich für Verbraucher:innen hier die Frage, wo die im Handel erhältliche Weidemilch herkommt.

Weidemilch nicht immer am Produktnamen erkennbar

Insgesamt wurden 23 Produkte erfasst, von denen sich 20 Produkte als Weidemilch erwiesen. Von diesen Produkten trugen neun den Begriff „Weide“ im Produktnamen, viermal wurde die Weidenutzung ausschließlich in Informationstexten auf der Verpackung erwähnt. Besonders verwirrend für Verbraucher:innen war: bei sieben Bio-Produkten wurde die Weide im Produktnamen oder im Text erwähnt, bei den anderen sieben nicht.

Unterschiedliche Aussagen zur Weidedauer

Die Aussagen zur Weidedauer waren in den Informationstexten auf der Verpackung zu finden. Auf sechs Erzeugnissen wurde die Weidedauer „mindestens 120 Tage für 6 Stunden“ garantiert. Viermal war die Aussage eher schwammig, beispielsweise „mit Weidegang“ oder „viel Weidegang“.

Weidemilch

Suche nach regional erzeugter Weidemilch schwierig

Im Produktnamen wurde zehnmal eine Aussage zur Herkunft der Milch gemacht und siebenmal durch Informationstexte oder Siegel. Achtmal wurden der Norden bzw. Norddeutschland genannt. Es gab in Rostock aber auch Weidemilch „Regional aus dem Frankenland“. Da eine Herkunftsangabe auf Frischmilch nicht vorgeschrieben ist, kann als beste Information nur das Identitätskennzeichen der abfüllenden Molkerei herhalten. Woher die Milch genau kommt, ist damit aber nicht geklärt.
Bei Bio-Produkten muss die Herkunft auf eine besondere Art und Weise angegeben werden. Im Marktcheck wurde siebenmal die Herkunftsangabe „EU-Landwirtschaft“ und siebenmal „Deutschland“ gefunden.
Auf vier Produkten wurde für die Rückverfolgbarkeit ein QR-Code abgedruckt. Dieser führte bei der Recherche allerdings meist zu einem Umkreis um die Molkerei oder zu einer Gruppe von Milchbetrieben.

Siegelvielfalt trägt nicht immer zur Transparenz bei

Am häufigsten (15 Mal) wurde im Marktcheck das Siegel „Ohne Gentechnik“ gefunden. Da es sich bei den übrigen acht Produkten um Bio-Milch gehandelt hat, waren bei keinem Produkt gentechnisch veränderte Futtermittel zugelassen. Während allerdings beim „Ohne Gentechnik“-Siegel des Verbandes Lebensmittel ohne Gentechnik e. V.  eine Mindestfütterungsfrist von drei Monaten bei Milchkühen gilt, müssen Bio-Tiere lebenslang gentechnikfrei gefüttert werden.
Dreimal wurde das ProWeideland-Siegel erfasst und zweimal das Pro-Planet-Label „Für mehr Tierwohl“, das einen ähnlichen Anspruch hat. Milch mit dem Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes wurde fünfmal gefunden. Hier schreibt allerdings nur die Premiumstufe Weidegang im Sommer vor (zweimal gefunden).

Fazit

Für weitere Informationen
Simone Goetz | Fachbereich Lebensmittel und Ernährung

Hier erhalten Sie den ausführlichen Ergebnisbericht zum Download.

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