So viel günstiger sind ETFs im Vergleich zu anderen Produkten
Für viele gängige Geldanlagen und Altersvorsorgeangebote müssen Sie das Fünf- bis Zehnfache an Entgelten bezahlen als für ETFs auf den Indexfonds MSCI World oder den FTSE All World. Der Unterschied ist nicht immer ganz einfach zu erkennen, da die Anbieter die unterschiedlichsten Bezugsgrößen für verschiedene Entgelte verwenden.
Welche typischen Kosten mit verschiedenen Geldanlage-Formen verbunden sind und wo Sie diese Informationen finden können, finden Sie hier im Vergleich:
Renten- / Lebensversicherung
- bis zu 7,9 Prozent der Beitragssumme für Abschlussaufwendungen (einmalig)
- bis zu 2,3 Prozent der Beitragssumme für Verwaltungsaufwendungen (jährlich)
- sowie höchst unterschiedliche und verschiedene Kostenarten je nach Anbieter
- zu finden in jährlicher Standmitteilung, Produktinformationsblatt
Aktien-Investmentfonds
- 5 Prozent Ausgabeaufschlag der Sparbeiträge (einmalig)
- 1,5 Prozent des Kapitals (jährlich)
- sowie erhebliche Transaktionskosten bei sehr aktiver Anlagestrategie, zufallsabhängige "Perfomance-Fees"
- zu finden in der wesentlichen Anlegerinformation
Vermögensverwaltung
- keine einmaligen Kosten
- ca. 1 Prozent des Kapitals, ggfs. weitere Kapitalanlagekosten (jährlich)
- sowie zufallsabhängige "Performance-Fees", Transaktionskosten
- zu finden im Vermögensverwaltungsvertrag
ETF Indexfonds auf MSCI World oder FTSE All World
- 1,5 Prozent Orderprovision der Sparbeiträge (einmalig)
- 0,2 Prozent des Kapitals (jährlich)
- sowie Transaktionskosten (in sehr geringem Umfang)
- zu finden im Preisverzeichnis der depotführenden Bank sowie in der wesentlichen Anlegerinformation
Einzelaktien und Fondspolicen sind keine guten Alternativen
In einzelne Aktien zu investieren ist demgegenüber keine gute Idee. Einzelaktien aus nur einem oder wenigen Ländern und Branchen sind deutlich riskanter als weltweit streuende Aktienfonds.
Fondsgebundene Rentenversicherungen, auch Fondspolicen genannt, kommen in der Regel auf Grund hoher Abschluss- und laufender Kosten ebenfalls nicht in Frage. Den Kostennachteil können auch eventuelle Steuervorteile in der Regel nicht ausgleichen. Inzwischen bieten Versicherungen verstärkt Indexpolicen an. Diese haben aber mit Indexfonds nichts gemeinsam. Meist wird hier dem Anleger eine gewisse Sicherheit versprochen zusammen mit der Aussicht auf eine Beteiligung an der Wertentwicklung eines oder mehrerer Indizes, wobei es sich nicht nur um Aktienindizes handeln muss.
Mehr Sicherheit bedeutet aber immer auch weniger Renditechance - diesen Mechanismus kann keine noch so ausgeklügelte Anlagestrategie außer Kraft setzen. Indexpolicen sind wegen ihrer hohen Kosten gegenüber einem Mix aus Festgeld und Aktien-ETFs auf Dauer deutlich unterlegen. Gleiches gilt auch für die meisten sogenannten Mischfonds.
Falls Sie solche Verträge bereits abgeschlossen haben, ist im Einzelfall zu prüfen, ob es sinnvoll ist, solche Verträge weiterzuführen, beitragsfrei zu stellen oder zu beenden. Wenn Sie unsicher sind, lassen Sie sich beraten.
Wie viel Risiko darf es sein?
Wenn Sie sich dazu entschließen, Ihr Erspartes langfristig anzulegen, stellt sich außerdem die Frage, wie Sie es am besten auf die verschiedenen Anlageformen aufteilen. Je mehr Risiko Sie tragen, desto höher können die Erträge ausfallen. Risiko ist also keineswegs ein rein negatives Merkmal von Geldanlagen. Es kann auch ein positives Merkmal sein, das in höheren Renditechancen besteht.
Sicherheit auf der anderen Seite hat ihren Preis, weil die Ertragschancen dann geringer sind. Sie sollten sich daher die Zeit nehmen, die Sie brauchen, um zu dieser Frage die für Sie richtige Entscheidung treffen zu können. Im Folgenden finden Sie eine einfache und pragmatische Faustregel.
Dazu folgendes Beispiel:
Angenommen, Sie haben neben Ihrer Reserve für Unvorhergesehenes ein Vermögen in Höhe von 50.000 Euro, das Sie in den nächsten zehn Jahren sehr wahrscheinlich nicht angreifen müssen. Dürfen diese 50.000 Euro durch Wertschwankungen weniger werden, wenn die Chance besteht, dass diese Verluste auf Sicht von zehn bis zwanzig Jahren wieder ausgeglichen sind und oft doch noch ein größerer Gewinn entsteht?
Mal angenommen, Sie können es tolerieren, dass aus den 50.000 Euro zwischendurch 35.000 Euro werden. Das wäre ein Rückgang um 30 Prozent.
Dann könnten Sie 60 Prozent Ihres Geldes in Aktien anlegen, also 30.000 Euro, während die restlichen 20.000 Euro ohne Wertschwankungsrisiko etwa auf ein Tagesgeld- oder ein Festgeldkonto kommen.
Warum 60 Prozent? Weil das maximale Verlustrisiko bei Aktien in der Vergangenheit bei etwa 50 Prozent lag. Der Betrag von 30.000 Euro reduzierte sich historisch im schlimmsten Fall, etwa nach einem Börsen-Crash, auf 15.000 Euro. Zusammen mit den 20.000 Euro im sicheren Festgeld hätten Sie dann auch nach dem Crash mindestens die gewünschten 35.000 Euro.
Je nachdem, welchen zwischenzeitlichen Verlust Ihres Geldes Sie maximal verkraften können und wollen, kann also folgender Anteil in Aktien in Frage kommen (bei einer Anlage in Aktien stets eine weltweite Streuung vorausgesetzt!):
maximal verkraftbarer Verlust des angelegten Geldes | Anteil Ihres Geldes, der maximal in einen weltweiten Aktien-ETF angelegt werden könnte |
---|
10 Prozent | 20 Prozent |
20 Prozent | 40 Prozent |
30 Prozent | 60 Prozent |
40 Prozent | 80 Prozent |
50 Prozent und mehr | 100 Prozent |
Wenn Sie nicht einmalig Geld anzulegen haben, sondern Monat für Monat zum Beispiel 100 Euro für langfristige Sparzwecke anlegen wollen, können Sie analog vorgehen: Bei einer Bereitschaft, zwischenzeitliche Verluste in Höhe von 30 Prozent zu tolerieren, können Sie bis zu 60 Prozent der Sparrate in Aktienfonds anlegen.
Beachten Sie, dies ist eine pragmatische Faustformel, die sich in der Vergangenheit bewährt hat, gerade auch in Krisen und Crashs. Eine Garantie, dass das immer so aufgehen muss, gibt es nicht. Eine ausführlichere Hilfestellung zur Frage, wieviel Risiko es sein darf und wie Sie Geld mit Augenmaß anlegen, finden Sie im verlinkten Artikel.