Name: Climate Campaigners
Anbieter: Johannes Kepler Universität, Linz (project.climate-campaigners.com)
Kategorie: Nachhaltiger Alltag | Umweltratgeber
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store
"Nicht kleckern, sondern klotzen" scheint man sich seitens der für die Climate Campaigners-Homepage Verantwortlichen gedacht zu haben, wird doch die eigene App selbstbewusst als "ultimatives" Tool für ein CO2-neutrales Leben in allen Bereichen beworben. Inwiefern dieser Superlativ gerechtfertigt ist, muss jede:r Nutzer:in selbst beurteilen, denn inhaltlich vergleichbare Apps mit CO2-Rechner und Nachhaltigkeits-Challenges gibt es zuhauf. Immerhin kann Climate Campaigners mit einer verbraucherfreundlichen Datenpolitik und einer attraktiven Präsentation punkten. Die Alleinstellungsmerkmale, nämlich eine starke Community und regional maßgeschneiderte Anreize zum Mitmachen, überzeugen weniger.
Alles sauber beim Datenschutz
Der Schutz persönlicher Informationen werde von Climate Campaigners sehr wichtig genommen, verspricht der einleitende Absatz der in der App verlinkten Datenschutzbestimmungen. Und tatsächlich stießen wir im Test auf einen in jeder Hinsicht durchdachten und verbraucherfreundlichen Umgang mit dem Thema Daten. Die Registrierung erfolgt ausschließlich per E-Mail und muss durch Klick auf den Link in einer Verifizierungs-Mail bestätigt werden.
Systemdaten wie das für die App genutzte Smartphone-Betriebssystem und -Modell werden nur zur technischen Instandhaltung und Optimierung von Climate Campaigners genutzt. Die in der App angegebenen Personendaten sind recht detailliert, wenn man ein verlässliches CO2-Emissionsprofil berechnen will. Neben dem Namen und E-Mail-Kontakt gehören dazu Gewohnheiten im Bereich Mobilität und Ernährung, aber auch das jährliche Bruttoeinkommen und Eckdaten zu Wohnraum und Familie. Der Herausgeber der App, die Johannes Kepler Universität im österreichischen Linz, versichert, vertrauliche Daten wie diese angemessen sorgfältig zu behandeln und nur für Forschungszwecke zu verwenden. Eine werbliche Nutzung schließt der Anbieter aufgrund des gemeinnützigen Charakters der kostenlosen App aus. Darüber hinaus sei man den in der DSGVO formulierten Datenschutzvorgaben verpflichtet und achte darauf, nur die minimal erforderliche Menge an Nutzerinformationen zu verarbeiten. Besonders hervorgehoben wird von Climate Campaigners, dass die in der App hochgeladenen Fotos keine Rückschlüsse auf einen genauen Standort zulassen, sondern lediglich auf einen Umgebungsradius von zehn Kilometern.
Anspruchsvolle Herausforderungen
Die Nutzerreise durch die Welt von Climate Campaigners beginnt mit der Beantwortung einiger Dutzend Fragen zu Mobilitäts-, Ernährungs und Konsumgewohnheiten, Energieverbrauch und dem eigenen Wohnraum. Das hieraus errechnete Emissionsprofil zeigt sich in Form eines Kreisdiagramms und vermittelt einen ersten Eindruck darüber, in welchem Lebensbereich noch Luft nach oben in Sachen positiver Klimabilanz ist. Zur Verkleinerung des CO2-Fußabdrucks dienen die zahlreichen Challenges, die vergleichsweise anspruchsvoll sind und für die man einen langen Atem mitbringen sollte. Konkret bedeutet dies, dass die meisten Herausforderungen über einen Zeitraum von mindestens einer Woche oder regelmäßig über mehrere Monate hinweg bewältigt werden müssen. Dazu gehören beispielsweise drei Tage ohne Fernsehen und Streaming, eine vegane Woche oder der Verzicht auf den Kauf nicht zwingend benötigter Gebrauchsgüter für einen Monat.
Zu jeder der zahlreichen Challenges informiert Climate Campaigners mit Hintergrundwissen über den Wirkungsgrad der Maßnahme und gibt Tipps zur praktischen Umsetzung. Eine genaue Angabe zum eingesparten CO2 und anderen Treibhausgasen gibt es hingegen nicht. Dies bewerten wir zwiespältig. Einerseits sind unser aller Lebenswandel zu spezifisch, um allgemeingültige Aussagen über den Klimamehrwert einer Einzelperson zu machen, die beispielsweise eine Woche lang vom Auto aufs Lastenfahrrad umsteigt. Dieser Handlung eine konkrete Mengenangabe zur CO2-Ersparnis zuzuschreiben, wäre also wissenschaftlich fragwürdig. Andererseits erschwert das Fehlen eines Schätzwerts zu den durch eine Challenge vermiedenen Emissionen die Möglichkeit zur Beurteilung, ob man durch das individuelle Handeln maßgeblich zum Klimaschutz beigetragen habe oder ob der dadurch erreichte Klimamehrwert gering ist.
Münzen und Menschen
Jeder Challenge ist ein Gegenwert in Form von virtuellen Münzen zugeordnet, an deren Anzahl man sich immerhin grob orientieren kann, um den Wirkungsgrad einer Maßnahme zu bestimmen. Die Bewältigung vergleichsweise leichter Challenges wie ein konsumfreier Tag alle zwei Monate wird mit 42 Münzen vergütet, für ein gesteigertes Nachhaltigkeitsbewusstsein bei der nächsten Urlaubsreise erhält man 75 Münzen, und für den siebentägigen Verzicht auf Milchprodukte gibt es 130 Münzen. Gutscheine für nachhaltig arbeitende Onlineshops erhält man bereits ab 300 Münzen auf dem Konto. Für 2.000 Münzen kann ein Climate-Campaigners-Shirt bestellt werden. Viel gibt es im Prämienshop aber nicht zu entdecken. Zumindest dann nicht, wenn man in keiner der 13 (Stand: August 2024) an der Initiative Climate Campaigners beteiligten Städte wohnt. In diesen Orten wird das Prämiensortiment durch lokale Angebote ergänzt. Leider ist innerhalb von Deutschland noch keine Gemeinde dabei.
Bereichernder als die Belohnungsfunktion der App ist ein Blick auf die Community, deren Mitglieder an keine der 13 offiziell mitwirkenden Städte in aller Welt gebunden sind, sondern ortsunabhängig Fotos und Eindrücke von den Challenges in einem Newsfeed veröffentlichen. Über 6.000 Menschen waren es, die sich zum Testzeitpunkt für Climate Campaigners registriert hatten. Der von sozialen Netzwerken wie X, Threads oder Instagram inspirierte Feed ist dennoch fast verwaist. Die technischen Voraussetzungen fürs komfortable Posting stimmen. Selbst Vorschläge für klimafreundliche #Hashtags liefert die App gleich mit. Es ist nur schade, wenn sie (aktuell) fast niemand nutzt.
Fazit
Climate Campaigners ist eine technisch wie inhaltlich kompetent gestaltete App, die für mehr nachhaltiges Alltagsverhalten sorgt. Für Einsteiger:innen in die Welt des digitalen Klimaschutzes ist sie aufgrund des übersichtlichen Funktionsumfangs und der kinderleichten Handhabung bestens geeignet. Leider sind die Community-Features und individuelle Anreize zum Mitmachen nicht vollends ausgereift. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Handhabung | |
Spaß | |
Mehrwert | |
Motivation | |
Datensparsamkeit | |
Gesamtwertung |
Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)