Jedes Jahr landen laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft etwa elf Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle im Müll. Mehr als die Hälfte entsteht in privaten Haushalten. Was können Verbraucher:innen tun, um Lebensmittelabfälle zu vermeiden und wo gibt es Grenzen? Im Rahmen der Europäischen Woche der Abfallvermeidung gibt die Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern Tipps.
Pro Person werden jährlich in Deutschland 78 Kilogramm Lebensmittel weggeworfen. Davon sind etwa 30 Kilogramm vermeidbar. Beim Rest der Lebensmittelabfälle handelt es sich um nicht essbare Bestandteile wie Bananen-, Eierschalen oder Knochen. „Es gibt zahlreiche Ansatzpunkte wie Lebensmittelabfälle reduziert werden können. Es beginnt mit einer guten Einkaufsplanung und dem sachgemäßen Transport der Lebensmittel. Da-nach kommt es auf die richtige Lagerung an. Schlussendlich ist Kreativität bei der Verwertung von Resten gefragt“ sagt Sandra Reppe von der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern. Um gesundheitliche Risiken zu vermeiden, sollten Sie jedoch Einiges beachten.
DAS MINDESTHALTBARKEITSDATUM IST KEIN VERFALLSDATUM
Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) gibt den Zeitpunkt an, bis zu dem der Hersteller garantiert, dass das ungeöffnete Lebensmittel seine spezifischen Eigenschaften, wie Geruch, Geschmack und Nährwerte behält - vorausgesetzt, es wird durchgehend richtig gelagert. Entsprechende Hinweise, wie beispielsweise die richtige Lagertemperatur befinden sich auf dem Etikett. Ist das MHD abgelaufen, können Sie die Produkte oft noch essen. Lebensmittel, die schimmeln, sollten Sie jedoch immer wegwerfen.
Sehr leicht verderbliche Lebensmittel, wie Hackfleisch oder vorgeschnittene Salate tragen ein Verbrauchsdatum. Im Gegensatz zum MHD gibt es das Ende der Haltbarkeit an. Produkte mit abgelaufenem Verbrauchsdatum sollten Sie deshalb entsorgen.
MIT DER RICHTIGEN LAGERUNG IST SCHON VIEL ERREICHT
Trockenprodukte wie Reis, Nudeln oder getrocknete Hülsenfrüchte sind sehr lange haltbar. In dicht verschlossenen Vorratsdosen sind sie sowohl vor Feuchtigkeit als auch vor Schädlingsbefall geschützt. Bei gekühlten Produkten sollten Sie beachten, dass Ihr Kühlschrank unterschiedliche Temperaturzonen hat. Frisches Fleisch und Fisch sollten beispielsweise in der kältesten Zone gelagert werden. Die Lagerung von Brot im Kühlschrank ist nicht zu empfehlen, da es dort schnell altbacken wird. Gemüse mit Blattgrün, zum Beispiel Möhren oder Radieschen, bleiben länger frisch, wenn Sie das Grün gleich nach dem Einkauf entfernen. Bei Obst sollten Sie beachten, dass sich manche Sorten bei der Lagerung nicht so gut miteinander vertragen. So werden Bananen schnell braun, wenn sie direkt neben Äpfeln liegen.
„UPCYCLING“ – AUCH BEI LEBENSMITTELN EIN THEMA
Dabei werden Pflanzenteile verarbeitet, die sonst weggeworfen oder als Kaninchenfutter verwendet wurden. Schalen, Blätter, Wurzeln oder Stiele werden beispielsweise in Pestos, Smoothies oder Salaten mitverwendet. Häufig ist das sinnvoll, manchmal aber auch nicht zu empfehlen. So enthalten große Blattrippen, Stiele und Stängel von Blattgemüse oft mehr Nitrat als die inneren Blätter. Rhabarberblätter haben einen hohen Gehalt an Oxalsäure, die die Harnsteinbildung begünstigt.
Wichtig: Pflanzenteile, die bis vor wenigen Jahren üblicherweise nicht auf den Tisch kamen, wurden bisher kaum auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht. Außerdem gibt es dafür bisher keine Höchstmengen für Pflanzenschutzmittel-Rückstände. Zumindest für Radieschenblätter ändert sich das ab 2025. Die wenigen Untersuchungen, die bisher stattfanden, zeigen deutlich, dass die Menge der Rückstände und die Anzahl der gefundenen Stoffe im Blattwerk von Radieschen, Möhren oder Kohlrabi größer als in den üblicherweise gegessenen Wurzeln ist. Deshalb sollten Sie auf den Verzehr von Blattgrün aus konventionellem Anbau eher verzichten und stattdessen auf solches aus dem eigenen Garten oder aus biologischem Anbau zurückgreifen.
LEBENSMITTELABFÄLLE VERMEIDEN – NICHT NUR ZU HAUSE
Nicht immer schafft man es im Restaurant alles restlos aufzuessen. Wenn Sie sich ihre Reste einpacken lassen, vermeiden Sie nicht nur Lebensmittelabfälle, sondern haben vielleicht schon eine kleine Mahlzeit für den nächsten Tag. Scheuen Sie sich nicht, vorausschauend ein eigenes Gefäß mitzunehmen. Das spart nicht nur Müll, sondern eventuell auch die „Gebühr“, die manche Restaurants fürs Einpacken oder die Schale erheben.
Gut zu wissen: Ab dem Zeitpunkt, zu dem das Essen das Restaurant verlässt, haftet der Gastronom nicht mehr für einen einwandfreien Zustand. Speisereste sollten Sie möglichst schnell kühl stellen, innerhalb der nächsten 1-2 Tage verbrauchen und gut durcherhitzen. Besonders empfindliche Speisen, zum Beispiel Sushi, eignen sich vor allem an wärmeren Tagen nicht zum „Retten“.
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Sandra Reppe | Fachbereich Lebensmittel und Ernährung