Margarine – Was kommt da aufs Brot?

Stand:
Ergebnisse eines Marktchecks der Verbraucherzentrale MV
Margarine in Schale

Das Wichtigste in Kürze:

  • Margarine kann unterschiedliche Öle und Fette enthalten, in unserem Test fanden wir am häufigsten Rapsöl, gefolgt von Palmfett, Kokosfett und Sonnenblumenöl. 
  • Die botanische Herkunft der Öle und Fette muss in der Zutatenliste stehen, ihr prozentualer Anteil aber nur in bestimmten Fällen. Nur ein Hersteller gab die Anteile freiwillig vollständig an. Aus gesundheitlichen und ökologischen Gründen sind Verbraucher aber genau an diesen Angaben interessiert. 
  • Wer auf wenig gesättigte Fettsäuren Wert legt, muss die Nährwerttabelle nutzen. Hier gibt es große Unterschiede zwischen den Produkten.
  • Margarine ist nicht grundsätzlich vegan. Laut Gesetz dürfen bis zu drei Prozent des Fettes Milchfett sein. Im Test fanden wir sieben Produkte mit tierischen Zusätzen.
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Verbraucher können sich im Lebensmitteleinzelhandel zwischen verschiedenen Streichfetten entscheiden. Es gibt Milchfette, Margarine und Mischfette. Innerhalb dieser Sorten gibt es wiederum unterschiedliche Varianten. Durch das große Angebot im Lebensmitteleinzelhandel und die zahlreichen Angaben auf den Verpackungen können Verbraucher schnell den Überblick verlieren. 

Im Marktcheck haben wir uns das Angebot an Margarinen angeschaut. Dabei wurden die Bezeichnungen, die Zusammensetzung und die Werbung erfasst und bewertet. 

Den ausführlichen Marktcheckbericht finden Sie hier:

 

Das sind die Ergebnisse des Marktchecks:

Welche Produkte wurden gefunden?

Insgesamt wurden 49 Produkte, davon acht Bioprodukte, in den Marktcheck einbezogen. Diese teilten sich in 14 Vollfett-, sechs Dreiviertelfett-, zehn Halbfettmargarinen sowie 19 „Streichfette X %“. 

Die Produkte mit der Bezeichnung „Streichfett“ unterschieden sich stark in ihrem Fettgehalt. Warum Hersteller ihr Produkt als „Streichfett“ vermarkten, anstatt durch geringe Veränderungen in der Rezeptur als Halbfettmargarine (39 bis 41 Prozent Fett), Dreiviertelfettmargarine (60 bis 62 Prozent Fett) oder Vollfettmargarine (80 bis 90 Prozent Fett), ist unklar. 

Anteile

18 der 49 Margarinen trugen in der Bezeichnung oder im Produktnamen die Worte „Reine Pflanzenmargarine“, „Pflanzenmargarine“, „Pflanzliches Streichfett“ oder die botanische Herkunft, wie „Sonnenblumenmargarine“ oder „Rapsmargarine“. 

Welche Öl- und Fettarten steckten drin?

Fast alle Margarinen enthielten eine Mischung unterschiedlicher Öle und Fette. Auffällig war, dass bei konventionellen Margarinen Rapsöl häufiger zum Einsatz kam als bei Bio-Margarinen. Diese enthielten wiederum öfter Kokosfett und Sheabutter.

 

Der genaue Anteil der einzelnen Öle oder Fette war oft nicht erkennbar. Nur bei zwei Bio-Produkten wurden alle Anteile genannt. Eine grobe Abschätzung ist über die Reihenfolge im Zutatenverzeichnis möglich - je weiter vorn, desto höher der Anteil.

Die Erzeugerländer der Öle und Fette wurden in keinem Fall aufgeführt. Alle Bioprodukte hatten die unkonkrete, aber erlaubte Herkunftsangabe „EU-/ Nicht-EU-Landwirtschaft“.

Der absolute Gehalt an gesättigten Fettsäuren lag zwischen 4,6 und 45 Gramm pro 100 Gramm Margarine. Gesättigte Fettsäuren sollten wir möglichst nicht in zu großen Mengen zu uns nehmen. Ihr Anteil am Gesamtfettgehalt lag zwischen 20 und 73 Prozent. Die zehn Margarinen mit dem höchsten Anteil an gesättigten Fettsäuren am Gesamtfettgehalt (45 bis 73 Prozent) enthielten alle Kokosöl/–fett, die sieben mit dem geringsten Anteil (20 bis 24 Prozent) dagegen alle Rapsöl.

Tierische Zutaten in Margarine?

In sieben Margarinen waren tierische Zusätze wie Buttermilch, Joghurt oder Molkenerzeugnis enthalten. Der Gesetzgeber erlaubt in Margarinen einen Anteil von maximal drei Prozent Milchfett. Sogar in „Pflanzenmargarine“ werden noch zwei Prozent tierische Fette toleriert.

Welche Zusatzstoffe und Vitamine waren enthalten?

Bis auf ein Produkt enthielten alle erfassten Margarinen den Zusatzstoff „Emulgator“, vor allem Lecithine und Mono- und Diglyceride von (Speise-) Fettsäuren. Die sehr fettarmen Produkte enthielten meist den Konservierungsstoff Kaliumsorbat. Säuerungsmittel kamen in 32 konventionellen Margarinen zum Einsatz. In allen 41 konventionellen Produkten war der Farbstoff Carotin enthalten. In Bio-Produkten ist er nicht erlaubt. Mehrere Bio-Produzenten setzten pflanzliche Konzentrate und Extrakte ein, um möglicherweise zusatzstoffähnliche Wirkungen zu erzielen, wie säuern und färben.

Keine Bio-Margarine enthielt zugesetzte Vitamine, dies ist laut Bio-Verordnung auch nicht erlaubt. Bei den 41 konventionellen Margarinen wurden ein oder mehrere Vitamine laut Zutatenliste zugesetzt. Es handelte sich fast ausschließlich um die fettlöslichen Vitamine A, D und E. Drei Produkte enthielten Vitamin B6 und Folsäure und alle überschritten deutlich die Höchstmengenempfehlungen des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) für diese Vitamine. Bei fast allen Margarinen mit Vitamin-D-Anreicherung wurde die empfohlene Höchstmenge ausgeschöpft.

Mit welchen Aussagen wurde geworben? 

Nährwert: Nicht überraschend wurde mit Vitaminzusätzen geworben, aber auch mit natürlich hohen Gehalten an Vitamin E. Zwölf Mal wurde mit ungesättigten, einfach ungesättigten, Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren geworben. 

Gesundheit: Dreimal wurde mit Pflanzensterinen und ihrer Wirkung auf den Cholesterinspiegel geworben. Bei fünf Produkten ging es um die Aufrechterhaltung eines normalen Cholesterinspiegels durch ungesättigte Fettsäuren oder konkreter durch Alpha-Linolen- bzw. Linolsäure.

Natürlich: Ein Hersteller, von dem sechs Produkte im Marktcheck erfasst wurden, warb mit der Aussage „100 % natürliche Zutaten“. Enthalten waren natürliche Aromen, Vitamine, Farbstoffe, Säuerungsmittel und Emulgatoren. Ob diese Bewertung von Zusatzstoffen als „natürlich“ dem Verbraucherverständnis entspricht, ist fraglich.

Buttergeschmack: Verbraucher haben unterschiedliche Wünsche an Streichfette. Während der Eine sichergehen will, dass Nichts vom Tier enthalten ist, wird ein Anderer vielleicht getäuscht und erwartet ein Milchstreichfett mit kleinen Mengen Pflanzenöl. 

Klimawirkung: Zwölf Produkte trugen Aussagen zum „ökologischen Fußabdruck“. Die CO2-Äquivalente als Maß lagen zwischen 0,19 und 0,5 Kilogramm pro 100 Gramm Margarine, ansteigend mit dem Fettgehalt.

Ohne Palmöl: Dass Margarine ohne Palmöl auskommen kann, wurde auf 13 Produkten herausgestellt. Auf acht weitere Margarinen wurde zwar nicht damit geworben, sie enthielten laut Zutatenliste aber ebenfalls kein Palmöl. Ein nach RSPO zertifiziertes Palmöl wurde neunmal und ein „nachhaltig produziertes“ zweimal beworben.

Vegan: Dass ein Produkt vegan ist, muss bei Margarine keine Selbstverständlichkeit sein. Ein Label „vegan“ trugen 23 Produkte, siebenmal wurde das Wort auf der Verpackung verwendet und 15 Margarinen wurden als „rein pflanzlich“ oder ähnlich ausgelobt.

Ungehärtet: In der Zutatenliste muss die Verwendung von ganz gehärteten (hier sechsmal) oder teilweise gehärteten Produkten (hier null Mal) angegeben werden. Fünfmal wurde damit geworben, dass keine gehärteten Fette zum Einsatz gekommen sind. 

Fazit unseres Marktchecks

Das Angebot an Margarinen ist groß. Die unterschiedlichen Bezeichnungen, Fettgehalte und die Werbeaussagen machen Verbrauchern die Auswahl nicht leicht.

  • Warum Hersteller ihr Produkt als „Streichfett“ vermarkten, statt durch geringe Veränderungen in der Rezeptur eine Halbfett-, eine Dreiviertelfett- oder eine Vollfettmargarine anzubieten, ist unklar. Auffällig war, dass für Produkte mit höheren Grundpreisen eher der Begriff „Streichfett“ verwendet wurde.
  • In Margarinen dürfen verschiedene (pflanzliche) Fette und Öle eingesetzt werden. Die botanische Herkunft, wie Raps oder Kokos, muss in der Zutatenliste stehen. Ihr prozentualer Anteil muss hingegen nur in bestimmten Fällen angegeben werden, zum Beispiel bei abgebildeten Rapsblüten oder der Pflanzenart im Namen. Kaum ein Hersteller tut das freiwillig. Aus gesundheitlichen und ökologischen Gründen sind Verbraucher aber genau an diesen Angaben interessiert. 
  • Verbraucher erwarten häufig, dass es sich bei Margarine um ein rein pflanzliches Lebensmittel handelt. Sie kann aber auch tierische Zutaten wie Magermilch, Joghurt oder Buttermilch enthalten. Also genau hinschauen!
  • Für Verbraucher ist es schwer zu erkennen, ob es Unterschiede zwischen den Aussagen „vegan“, „100 Prozent pflanzlich“ oder „rein pflanzlich“ gibt. Bei den Produkten mit einem Vegan-Siegel können Verbraucher sicher sein, dass keine tierischen Zutaten und Hilfsstoffe verwendet wurden. Die Nutzung der Siegel ist aber freiwillig.
  • Die Werbung „aus ungehärteten Ölen und Fetten“ muss nicht zwangsläufig auf eine besonders günstige Fettsäurezusammensetzung hinweisen. Das Fehlen einer solchen Werbung bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass das Produkt gehärtete Fette enthält. 
  • Obwohl viele Produkte mit „Natürlichkeit“ warben, enthielten sie trotzdem Zusatzstoffe. Das ist bei Emulgatoren für die Streichfähigkeit nicht verwunderlich, Farbstoffe sind aber unnötig.
  • In der Nähwerttabelle wird nicht zwischen angereicherten und natürlicherweise enthaltenen Vitaminen unterschieden. Lediglich bei den B-Vitaminen und Folsäure konnten wir die Höhe der Anreicherung beurteilen, da diese von Natur aus nicht in Fetten und Ölen vorkommen. Die deutliche Überschreitung der Höchstmengenempfehlungen für Vitamin B6 und Folsäure zeigt: gesetzliche Höchstmengen für Vitamine (und Mineralstoffe) in angereicherten Lebensmitteln sind nötig.
  • Bei nährwertbezogenen Angaben zu Vitaminzusätzen oder zu Gehalten an bestimmten Fettsäuren wurden die gesetzlich vorgeschriebenen Mengen, die für eine entsprechende Werbung enthalten sein müssen, eingehalten. Die nährwertbezogene Angabe „reich an Omega-6-Fettsäuren“ ist aus unserer Sicht nicht zulässig.
  • Bei gesundheitsbezogenen Angaben zum Cholesterinspiegel hielten sich die Hersteller an die Vorgaben, die für so eine Werbung vorgeschrieben sind.
  • Klima und Nachhaltigkeit sind vielen Menschen beim Einkauf wichtig. In puncto Nachhaltigkeit spielt der Einsatz exotischer Fette und Öle eine Rolle. Palmfett und Kokosfett bzw. –öl wurden in mehr als der Hälfte der untersuchten Margarinen eingesetzt. Im Vergleich zu Butter, als tierisches Lebensmittel, hat Margarine aber einen deutlich geringeren CO2-Fußabdruck. Konkrete CO2-Äquivalente wurden teilweise angegeben, aber Erläuterungen zur Einordnung der Werte fehlen. 
  • Auf Margarinen sollte das Herkunftsland der verwendeten Fette und Öle angegeben werden. Verbrauchern ist die Herkunft von Lebensmitteln sehr wichtig.

Zum Weiterlesen: 

Den ausführlichen Marktcheckbericht finden Sie hier:

Für weitere Informationen
Nora Röder | Fachbereichsleiterin Lebensmittel und Ernährung

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